Wie lassen sich Rassismus, Ungleichheit und die Folgen des Kolonialismus begreifen – nicht nur theoretisch, sondern mit Blick, Gefühl und eigener Haltung? Eine mögliche Antwort fanden kunstinteressierte Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe Q1 des Mariengymnasiums Werden am 19. November, dem Aktionstag gegen Diskriminierung und Ausgrenzung.
Statt regulärem Unterricht stand am Buß- und Bettag am gesamten Mariengymnasium ein projektreicher Aktionstag auf dem Programm, der sich aus ganz unterschiedlichen Perspektiven mit den Themen Diskriminierung und Ausgrenzung auseinandersetzte. Ein Projekt führte Schülerinnen und Schüler der drei Grund- und des Leistungskurses Kunst ins Museum Folkwang, wo derzeit eine große Einzelausstellung des international renommierten Künstlers William Kentridge zu sehen ist.
Der aus Südafrika stammende Künstler ist weltweit bekannt für seine vielschichtigen Arbeiten, in denen er sich mit den großen Fragen unserer Zeit befasst: Rassismus, soziale Ungleichheit, Kolonialismus, Gewalt, aber auch mit Hoffnung und Veränderung. Kentridge wuchs im Apartheidsregime auf – eine Erfahrung, die sein Werk bis heute prägt.
Begleitet und vorbereitet wurde der Besuch von Kunstlehrerin Anna Praast, für die das Museum ein wichtiger Ort ist. „Das Museum ist ein einzigartiger Lernort“, sagt sie überzeugt. „Keine Abbildung und kein Foto kann die unmittelbare Begegnung mit den Kunstwerken ersetzen.“
Diese unmittelbare Begegnung stand dann auch im Mittelpunkt der rund 60-minütigen Führung durch die Ausstellung. Die Schülerinnen und Schüler lernten eine große Bandbreite an Ausdrucksformen kennen: von Zeichnungen über großformatige Projektionen und Filme bis hin zu Wandteppichen und raumgreifenden Installationen.
Im Anschluss wurde es stiller – und sehr konzentriert. Die Schülerinnen und Schüler des Leistungskurses setzten sich mit Skizzenbüchern vor ausgewählte Werke und zeichneten. Für viele war dies mehr als nur eine Übung. Es war, wie es eine Schülerin formulierte, ein „Dialog mit dem Werk“. Lidia aus der Jahrgangsstufe Q1 zeigte sich begeistert: „Es war vielleicht sogar die beste Ausstellung, die ich besucht habe. Durch das Vorwissen aus dem Unterricht und die Führung konnten wir die Werke richtig gut verstehen. Der Tag hat viel Spaß gemacht.“
Die Vielfalt der Werke ermöglichte es den Jugendlichen, verschiedene Perspektiven einzunehmen und aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen aus neuen Blickwinkeln zu betrachten. Kentridge begreift die Welt nicht als statischen Zustand, sondern als Prozess – als etwas, das sich verändern lässt. Diese hoffnungsvolle Haltung nahmen viele mit zurück nach Werden.
Der Museumsbesuch war nur eines von zahlreichen Projekten des Aktionstags am Mariengymnasium. Doch er zeigte exemplarisch, wie Lernen außerhalb des Klassenzimmers wirken kann: eindrücklich, nachhaltig und mit offenem Blick auf die Welt.
Leanne Wenzel
Erstellt am 08.12.2025 - Rubrik > Allgemeines